Kategorie: Komposition

Bildkritik: Bus im Morgengrauen

Bus im Morgengrauen

Das Bild:

Ein Bus steht an einer Haltestelle. Ist er bereit zur Abfahrt oder gerade erst angekommen? Der Himmel beginnt sich zu verfärben, dennoch ist es noch so dunkel, dass die Straßenlaternen leuchten. Dieses Bild teilt sich in drei Teile, der Himmel mit den lila Wolken, der dunkle Umriss der Berge, aus denen ein Baum in den Himmel ragt und der Boden im Vordergrund, hell erleuchtet durch weitere Straßenlaternen. Die fünf Straßenlaternen führen einen von rechts nach links durchs Bild.

Insgesamt ist etwas zu viel nackter Boden zu sehen und der Gullideckel in der Mitte lenkt etwas ab. Außerdem ist links unten ein helles Licht, was nicht ganz zu der Reihe der fünf Straßenlaternen passt.

Die Umstände:

Wieder ein kalter Morgen. Ich habe etwas rumgespielt mit „kurzen“ Langzeitbelichtungen.

Bildkritik: Birke im Wind

Birke im Wind

Das Bild:

Eine tote Birke wiegt sich mit den anderen Bäumen im Wind. Sie bildet das Zentrum des Bildes, worum sich die anderen Elemente gruppieren. Diese sind, in drei Teilen, der Himmel (graue Wolken), die Baumgruppe (Birke mit Bäumen rechts und links) und die Wiese (mit Weg). Dadurch, dass die Birke keine Blätter mehr hat, ist mehr vom dramatischen Himmel sichbar.

Die Farbpalette bewegt sich zwischen verschiedenen Gelb- und Grüntönen und dem Grau des Himmels und des Weges.

Die Umstände:

Der Wind weht vom Meer herbei, die Wolken ziehen schnell vorüber. Auch wenn es noch Sommer ist, spürt man schon die ersten Vorboten vom Herbst.

Bildkritik: Glasfront und Schornstein

Glasfront und Schornstein

Das Bild:

Dieses Bild besteht aus drei Teilen. Die Glasfront (1), die den Bereich oben-links abdeckt, der Schornstein (2) mit weiteren Gebäudestrukturen oben-rechts und die Verkehrsmittel (3) „Bus“ und „Fahrräder“ unten. Dabei ist (3) mit (1) über das Hinweisschild verbunden. Teil (1) wiederum spiegelt die Wolken in Teil (2) und stellt so einen Zusammenhang her. Von (2) zu (3) setzen sich die parallelen Linien von den Gebäuden über den Bus, die Hinweiskästen bis hin zu den Fahrrädern fort. Wie so oft stehen also die Dinge in einer Relation zu einander, die vielleicht auf den ersten Blick nicht so offensichtlich war.

Die Umstände:

Ich war am Ende eines sonntäglichen Morgenspaziergangs und bin nochmal am Bahnhof vorbeigekommen. Von dort schweifte der Blick in Richtung Stadt und so entstand das letzte Bild des Spaziergangs.

Bildkritik: Birke rechts

Birke rechts

Das Bild:

Der Stamm der Birke ist fast schon unnatürlich weiß und strahlt. Das zieht die erste Aufmerksamkeit in die rechte Hälfte des Bildes. Nachdem Rindenstruktur mit ihren die quer verlaufenden schwarzen Streifen ausgiebig betrachtet wurde, bemerkt man im Hintergrund genauso horizontal verlaufende Linien, die verschiedene Bereiche abtrennen. Etwas Wasser, das von einem Grünstreifen abgelöst wird, der wiederum an einer weißen Mauer endet, die einen grauen Sockel hat. Die grüne Pflanze hinten links dient als Gegengewicht zur Birke.

Die Umstände:

Es war einer der ersten kühlen Herbstvormittage. Der Himmel war grau und es ging ein strammer Wind. Zum Glück hatte ich eine Mütze auf.

Was heißt es ein Element „freizustellen“?

Es gibt verschiedene Methoden eine Bildkomposition zu gestalten. Eine davon ist das „Freistellen“ von Elementen im Bild. Durch das Freistellen wird etwas hervorgehoben und der Blick des Betrachters wird entsprechend gelenkt. Auch hilft es in komplizierten Kompositionen ein wenig Ordnung in das Bild zu bekommen.

Hier folgt nun ein Beispiel:

Laterne zwischen Ampeln und Kränen

 

In diesem Bild wurde das Element „Straßenlaterne“ von all den anderen Elementen im Bild freigestellt und rückt somit ins Zentrum des Interesses. Durch die Freistellung schneidet die Straßenlaterne im oberen Drittel keine der sechs Kräne und wird auch sonst nicht von Ampeln oder sonstigen Kabeln gekreuzt. Dies gelang durch die entsprechende Positionierung des Fotografen.

 

 

 

Bildkritik: Zwei Parkbänke

Park an der Vangerowstraße, Heidelberg // August 2020 // erste Stunde nach Sonnenaufgang

Das Bild:

Drei Elemente prägen das Bild. Ein Weg, der von links kommt und hinten links wieder verschwindet; zwei Parkbänke, die das Hauptmotiv des Bildes bilden, wobei die erste Parkbank scharf im Bild ist und die zweite leicht verschwommen, dafür von der Morgensonne angestrahlt wird; drei Bäume, die um die Parkbänke herum Wache stehen. Durch den trockenen Sommer sind bereits einige braune Blätter auf dem Boden, die eine verfrühte herbstliche Stimmung verbreiten.

Die Umstände:

Es war ein ruhiger Sonntagmorgen und ich war begeistert von dem schönen Licht der Sonne. Geplant war eigentlich ein anderes Motiv aufzunehmen, was aber nicht so gelungen ist, wie dieses Bild der zwei Parkbänke im Vorbeigehen.

Wie findet sich eine gute Bildkomposition?

Fast alles kann ein Motiv sein. Solange es einen anspricht und Interesse weckt, kann man das Objektiv in die Richtung des vermeintlichen Objektes zeigen und abdrücken. 

Damit aus dem Motiv eine Bildkomposition wird, muss meist etwas mehr Zeit investiert werden. Ziel dabei ist es ein Foto „über“ etwas zu machen – eine Geschichte zu erzählen – und nicht nur „von“ etwas ein Bild machen.
Folgendes Beispiel illustriert den Prozess der Bildkomposition.
Ich bin im Park und sehe ein Fahrrad an einer Straßenlaterne.
Bild 1
Die erste Idee ist, das Fahrrad zusammen mit der Parkbank in Szene zu setzen.

Bild 2
Dabei fällt mir auf, dass der Weg zusammen mit dem Fahrrad, eine bessere Kombination sein könnte.
Bild 3
Nun achte ich ein wenig mehr auf die beiden Straßenlaternen, und wie sie das Bild rahmen könnten.

Bild 4
Die Blätter, die die vordere Straßenlaterne verdecken, werden durch einen kleinen Ortswechsel aus dem Bild verbannt.

Bild 5
Somit bin ich im vergleich zum ersten Bild bei einer besseren Bildkomposition gelandet. Perfekt ist dieses Foto allerdings auch nocht nicht. So hätte ich noch folgendes zu bemängeln:
  • Der Vordergrund ist zu dominant und könnte gekürzt werden.
  • Oben-links im Bild ist der Himmel zu hell; in Bild 3 ist wird dieses Problem gelöst, indem der Himmel außerhalb des Rahmens liegt.
  • Durch die vertikale Ausrichtung des Bildes wirkt der Weg nicht mehr so lang und interessant wie in Bild 3.

Was bedeutet es mit Linien zu arbeiten?

Ein Foto ist ein begrenzter, zweidimensionaler Raum. Darin finden sich Farben und Strukturen, die etwas darstellen. Was genau und in welcher Form dargestellt werden soll, liegt im Auge des Fotografen. Dessen Ziel ist es meistens, das Bild so zu wählen, dass der Betrachter so lange wie möglich „im Bild“ verweilt.
 
Dabei helfen Linien.
 
In dieser einfachen Komposition (Ast, Stamm, Gras), gibt es verschiedene – hier rot gekennzeichnete – Linien, die den Betrachter durch das Bild führen und das Interesse aufrecht erhalten.
 
Der Ast bildet eine Diagonale, die zum Stamm führt. Dort wird sie von vier weiteren Linien abgelöst. Drei senkrechte, zueinander parallele, Linien (Stamm, Zweig, Gras) und eine weitere Diagonale (Grenze Gras/Stamm) in die andere Richtung.
Das Gesamtbild wird durch den Himmel (rot eingekreist) ein wenig gestört und verliert etwas von seinem Fokus auf das Hauptthema dieser Komposition (Ast, Stamm, Gras).