Kategorie: Bildkritik

Bildkritik: Kalender 2023 – April

Der April zeigt ein Symbol der Stärke und des Überlebensdrangs. Obwohl diverse Wurzelstränge des Baumes durchtrennt wurden, lebt er weiterhin fröhlich auf der Mauer und leistet Widerstand gegen das Grau in der Stadt.

Der kleine Baum ist nicht allein in seinem Widerstand. Am unteren Rand der Mauer wachsen Wildblumen, rechts und links im Bild säumen „domestizierte“ Bäume den Weg und in der Ferne, zwischen den Hochhäusern, blickt der Wald auf dem Hügel anerkennend auf den kleinen Kämpfer herab.

Wie lange sich der Baum dort weiterhin halten kann wird die Zeit zeigen.

Bildkritik: Acht Bilder von Freunden

Freunde haben mir acht Bilder für eine Kurzkritik geschickt. Das habe ich rund sechs Monate liegen gelassen. Jetzt aber kommt die Kritik in zwei wohlportionierten Teilen.

Teil 1

Los gehts mit den ersten vier Bildern:

  • Oben links: Ein altes Gotteshaus von schräg unten aufgenommen, gegen den blauen Himmel mit ein paar weißen Wolken. Angenehmes Bild, aber nicht interessant genug, dass ich länger verweilen würde.
  • Unten links: Kirschblüten gegen den blauen Himmel. Sehr viel mehr gibt es nichts zum Bild zu sagen.
  • Oben rechts: Ein Kreuzgang, in den die Sonne von hinten rechts hineinscheint. Das Ende des Gangs ist etwas abgeschnitten, dafür ist ganz rechts ein kleines bisschen von einem weiteren Gebäude zu sehen. Wäre doch noch etwas am Ende des Ganges oder eine Überraschung, das durch die Fenster hineinfliegen würde, was das Bild spannender macht.
  • Unten rechts: Strand und Wellen, halber Himmel, halber Fels mit Pflanzen. Die Pflanze oben links im Bild hätte ganz auf das Bild können. Auch hier wieder viel Leere, die vielleicht für einen Bildschirmhintergrund geeignet wäre.

Teil 2

Hier kommt die zweite Runde mit den nächsten vier Bildern:

  • Unten rechts: Bogen einer Brücke mit einem Graffiti auf der linken Seite. Durch den Bogen sieht man etwas Grün und ein bisschen Himmel. Die Brücke kommt aus dem Nichts und führt ins Nichts. Das Graffiti sagt auch nicht viel. Etwas viel nichts. Das Licht auf der linken Säule ist sehr angenehm.
  • Unten links: Ein Bambuswald, durch den die Sonne scheint. Was gibt es wohl sonst noch in dem Wald? Wohin führt der Weg, wenn man der Sonne folgen würde?
  • Oben links: Ein Baum auf einer Mauer? Die Form der Krone durchbricht die Symmetrie der Mauer. Der Himmel ist etwas desaturiert in seiner Farbe. Ein Bild zum Nachdenken.
  • Oben rechts: Ein einleitendes Bild. Es führt entlang des Weges in Richtung eines nicht sichtbaren Eingangs. Welche Welt eröffnet sich hinter der Tür?

Fazit

Viele allgemein angenehme Bilder, denen meist aber das letzte interessante Detail fehlt. Vielleicht ist es auch der Kontext, der noch etwas erweitert werden könnte. Eine Geschichte dazu erzählt und es würde mehr Leben in das Bild kommen. Jedes Bild für sich trägt die Aufmerksamkeit nicht lange genug.

Bildkritik: Kalender 2023 – März

Wie viel Zeit darf zwischen einer Leistungserbringung und der Rechnungsstellung liegen? Warum stelle ich diese Frage hier? Warum habe ich so viel schon wieder vergessen? Woher kommen all diese Fragen ohne ersichtlichen Zusammenhang? Warum wurde dieser Text nicht korrigiert und zusammengekürzt?

All diese Fragen wanderten die letzten fünf Minunten durch meinen Kopf und lenkten mich von der Bildbesprechung zum Bild im März 2023 ab. Diese beginnt ab sofort und ohne Kompromisse hier:

  • gefließter Gehweg
  • Baum im Lichte der untergehenden Sonne
  • Hauseingang als Rahmen
  • viel und enge Bebauung
  • Straßenschild und halbes Auto

Diese Elemente sind ordentlich angeordnet, es fehlt aber die letzte spezielle Note um aus diesem Bild einen längeren bleibenden Eindruck abzuleiten. Dafür benötigt es vermutlich eine persönliche Beziehung zum gezeigten Hauseingang. Der Gehweg nimmt sehr viel Platz im Bild ein und verursacht eine große Lücke im Bild, in der wenig spannendes passiert. Aus dieser Spannungsarmut heraus entspringen erneut die oben genannten Fragen und der Kreislauf beginnt von vorne…

Bildkritik: Kalender 2023 – Februar

Februar im Kalender 2023

Der Februar besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: Himmel mit Wolken, Baum und Hochhaus. Der Baum umrahmt die beiden anderen und ankert das Bild zur rechten Seite hin. Die Anordnung der drei Elemente steht symbolisch für den Drang der Menschheit nach oben zu streben. Immer mehr Menschen wollen immer mehr Klimaanlagen und immer höhere Gebäude um für jeden einzelnen mehr Quadratmeter zur Verfügung zu haben. Dennoch kommt die Menschheit nicht über die Wolken hinaus.

„The sky is the limit.“

Bildkritik: Kalender 2023 – Januar

Januar im Kalender 2023

Die Eckdaten:

  • Ort: Hsinchu, Taiwan
  • Zeit: August 2022
  • Kamera: Olympus PEN E-PL3
  • Objektiv: 45mm (90mm FF-Equivalent)
  • Blende: F/5
  • Verschlusszeit: 1/800s

Das Bild:

Zwei Objekte vor einem leicht bewölkten, aber doch relativ blauem Himmel zierten im Januar den Kalender. Beide sind Teil einer Baustelle, die nicht gezeigt wird. Der Haken vom Kran durchschneidet das Bild relativ mittig von oben. Der Scheinwerfer ist etwas verschwommen im Vordergrund und rundet das Bild nach unten hin ab. Durch den leichten Versatz des Scheinwerfers nach rechts und die Anordnung der Wolken entsteht eine blaue Lücke links unten.

Warum ist das Blau so gedämpft in diesem Bild?

Es war ein heißer und schwüler Tag, kurz bevor der Himmel zuzog und es gewitterte. Um diese drückende Schwüle auszudrücken habe ich mich dafür entschieden das Blau im Himmel nicht strahlen zu lassen, sondern es entsprechend zu dämpfen.

Bildkritik: Kalender 2023 – Titelbild

Titelbild für den Kalender 2023

Die Eckdaten:

  • Ort: Taoyuan, Taiwan
  • Zeit: August 2022
  • Kamera: Olympus PEN E-PL3
  • Objektiv: 45mm (90mm FF-Equivalent)
  • Blende: F/4
  • Verschlusszeit: 1/500s

Das Bild:

Das Titelbild für den diesjährigen Kalender zeigt viele Reifen. Vorne links zwei dunkle Reifenstapel vor einer dunkelblauen Wand, die auf der rechten Seite vom hellen Michelin-Reifenmann und den Blick in die Ferne komplementiert werden. Dem Michelinmann, der dem Betrachter den Rücken zuwendet und den Gehweg entlang winkt, winken zwei weitere Michelinmänner auf den Reklametafeln zurück. Außerdem lächelt ihn ein Reifengesicht an.

Warum ist dieses Bild das Titelbild geworden?

Zwei mögliche Antworten gibt es auf diese Frage. Entweder ist es das beste Bild und muss somit ganz an den Anfang oder es war das fünfte Rad am Wagen, nicht ganz wegzudenken, aber auch nicht gut genug für einen eigenen Monat. Für dieses Bild gilt die zweite Antwort. In der Gesamtschau aller 13 Bilder fällt dieses Bild etwas ab in seiner Klarheit und Struktur. Das Titelbild ist etwas überladen mit Elementen, die angeschaut werden möchten. Somit landet es ganz am Anfang, wo es nicht allzu oft angeschaut wird.

Bildkritik: Ankunft im Regen

Das Bild:

Das Hauptmotiv, der ICE, ist im Zentrum des Bildes. Eingerahmt wird der Zug von drei Seiten: rechts von einer Reihe an Laternen am Bahnsteig, oben vom Bahnhof und links vom Dach des benachbarten Bahnsteigs. Eingebettet ist die ganze Szene in einen grauen Herbsttag mit dicken Wolken über den Bergen und einem nassen Bahnsteig, auf dem sich das Laternenlicht spiegelt.

Die Farben sind dezent. Es dominiert das orange der Lampen, mit blauen Akzenten vom Bahnhof. Der Rest ist grau.

Zwei Hauptachsen führen den Blick. Die Diagonale, die durch die Gleise und die Oberleitung gegeben ist führt hin zum quer liegenden Bahnhofsgebäude, das das Bild in zwei Hälften unterteilt. Oben die Wolken über den Bergen, unten das menschgemachte Zug/Bahnhof-Ensemble.

Die Umstände:

Es war kalt und regnerisch. Eigentlich wollte ich die aussteigenden Fährgäste fotografieren, aber es regnete und so blieb ich unter dem Dach am Ende des Bahnsteigs. Außerdem hatte ich kein Zoomobjektiv dabei, so wurde es eine Gesamtansicht mit Bergen.

Bildkritik: Wohin?

Wohin?

Das Bild:

Der Baum im Zentrum hat sich bereits aller Blätter entledigt und dient nun einem Schwarm an Tauben als Raststätte. Eine dieser Tauben entscheidet sich nun, dass es woanders schöner ist. Dieser Augenblick ist das zentrale Motiv dieses Bildes. Viel Platz bleibt der Taube auch nicht. Der gesamte linke Bereich des Bildes ist durch den Baum belegt. Der Platz der bleibt ist oben und oben rechts durch andere Äste belegt, so bleibt nur noch eine kleine baum- und astfreie Blase am rechten Rand des Bildes, das die Taube geschickt zum Abflug nutzt. Nur wohin sie flog, das wird wohl nie jemand wissen können.

Die Umstände:

Der Himmel ist grau und das Wetter nass-kalt. Um Vögel zu fotografieren wurde ein viel zu kurzes Objektiv (20mm auf MFT) gewählt, so dass zwei Drittel des Baumes auch mit im Bild sind.

Bildkritik: Bus im Winter

Bus im Winter

Das Bild:

Der Bus ist der Protagonis in diesem Bild. Er möchte aus seiner Sicht nach links abbiegen. Diese angedeutete Fahrtrichtung zeigt auch das Hauptgewicht in diesem Bild an. Die Häuserzeile, über der ein Schornstein trohnt, wird durch die Ampel oben links ausgeglichen. Das Gesamtbild wird durch den Berg hinter dem Schornstein abgerundet. Unten, linksaußen, ist noch etwas Zaun zu sehen, den hätte man wegschneiden können.

Die Umstände:

Kalt und neblig war es. Aber einer der seltenen Tage, an denen der Schnee auch liegen geblieben ist.

Bildkritik: Bus im Morgengrauen

Bus im Morgengrauen

Das Bild:

Ein Bus steht an einer Haltestelle. Ist er bereit zur Abfahrt oder gerade erst angekommen? Der Himmel beginnt sich zu verfärben, dennoch ist es noch so dunkel, dass die Straßenlaternen leuchten. Dieses Bild teilt sich in drei Teile, der Himmel mit den lila Wolken, der dunkle Umriss der Berge, aus denen ein Baum in den Himmel ragt und der Boden im Vordergrund, hell erleuchtet durch weitere Straßenlaternen. Die fünf Straßenlaternen führen einen von rechts nach links durchs Bild.

Insgesamt ist etwas zu viel nackter Boden zu sehen und der Gullideckel in der Mitte lenkt etwas ab. Außerdem ist links unten ein helles Licht, was nicht ganz zu der Reihe der fünf Straßenlaternen passt.

Die Umstände:

Wieder ein kalter Morgen. Ich habe etwas rumgespielt mit „kurzen“ Langzeitbelichtungen.